Sachdarstellung:
Die Verwaltung erstellt seit Januar 2021 ein Klimaschutzkonzept. Den
zuständigen Gremien wurde regelmäßig über den Sachstand berichtet, insbesondere
über die gemäß Förderkriterien zu behandelnden Pflichtbestandteile des Konzepts
sowie die Ergebnisse der Energie- und Treibhausgasbilanz. Die nachfolgende
Ausführung des Sachstandes wird über eine Präsentation (Anlage 1) ergänzt.
Ebenso wird auf die Anlage 2 (Vorläufiger Maßnahmenkatalog) verwiesen.
Klimaschutz-Szenario und
Klimaschutz-Ziele
Aufbauend auf der Energie- und Treibhausgasbilanz und einer umfangreichen
Analyse der Klimaschutz-Potenziale im Gemeindegebiet, hat das beauftragte
externe Fachbüro EKP ein Klimaschutz-Szenario berechnet, welches den
Reduktionspfad der Treibhausgasemissionen in Edewecht vom Bilanzjahr 2019
witterungsbereinigt mit 312.000 Tonnen CO2-Äquivalente(e)
bis in das Jahr 2050 mit rund 20.000 Tonnen CO2e pro Jahr
projiziert. Aus dem Kurvenverlauf können die folgenden
Emissions-Zwischenschritte abgeleitet werden:
2030: 45% Treibhausgasreduktion gegenüber 2019 (173.000 Tonnen CO2e)
2035: 60% Treibhausgasreduktion gegenüber 2019 (124.000 Tonnen CO2e)
2045: 84% Treibhausgasreduktion gegenüber 2019 (50.000 Tonnen CO2e)
Ebenso konnte das Büro berechnen, dass bei einem konsequenten Ausbau der
Erneuerbaren Energien bereits 2030 bilanziell 100% des im Gemeindegebiet
benötigten Stroms klimaneutral durch Erneuerbare Energien bereitgestellt werden
kann. Derzeit wird lediglich 18% des in Edewecht verbrauchten Stroms lokal
mittels Solarenergie, Windkraft und Biomasseverstromung erzeugt. Die Verwaltung
schlägt vor, die o.g. Zwischenschritte sowie die bilanziell
treibhausgasneutrale Stromversorgung bis 2030 als übergeordnete
Klimaschutz-Ziele für das Klimaschutzkonzept der Gemeinde Edewecht zu beschließen.
Klimaschutz-Handlungsfelder
Die wesentliche Stellschraube zur Reduzierung energiebedingter
Treibhausgasemissionen in Edewecht liegt gemäß der Analyse im Bereich Wärme.
Die Herausforderung besteht darin, den heute noch nahezu ausschließlich fossil
bereitgestellten Energiebedarf zum Heizen von Gebäuden, zur
Warmwasseraufbereitung sowie zur Erzeugung von industrieller bzw. gewerblicher
Prozesswärme substanziell zu reduzieren und regenerativ, das heißt in der Regel
strombasiert, zu bedienen. Der Strombedarf in Edewecht wird dadurch
voraussichtlich um rund 63% ansteigen - von gegenwärtig 145 GWh auf 236 GWh im
Jahr 2050. Derzeit beträgt der Anteil erneuerbarer Energien am Strombedarf in
Edewecht lediglich 18% beziehungsweise 27 GWh pro Jahr. Deshalb liegt im Ausbau
der lokalen Erzeugungskapazitäten für Erneuerbare Energien das zweite zentrale
Handlungsfeld des Klimaschutzkonzepts. Der zusätzlich erzeugte Ökostrom wird
auch im dritten wichtigen Sektor, der Mobilität, die erforderliche
treibhausgasneutrale Elektrifizierung sicherstellen.
Ergänzend sollten auch nicht energiebedingte Emissionen aus dem Boden
betrachtet werden, da das Edewechter Gemeindegebiet zu 46% auf sogenannten
kohlenstoffreichen Böden (d.h. torfhaltigen Moorböden) liegt, die nahezu vollständig
trockengelegt sind. Aus entwässerten Moorböden entweichen jedes Jahr erhebliche
Mengen Treibhausgase, sodass der Boden in seiner Funktion als
Kohlenstoffspeicher in Edewecht einen großen Hebel für wirksamen Klimaschutz
darstellen könnte.
In Ergänzung zu den direkten, zumeist technischen Reduktionsstrategien
sind begleitende Anstrengungen erforderlich, um die jeweiligen Zielgruppen
(Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Versorger, Interessenverbände etc.) zur
Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu befähigen. Hierzu sind Beratungsangebote,
Informationsbereitstellung sowie Beteiligungsmöglichkeiten erforderlich. Ebenso
ist die Stärkung der Rolle der Verwaltung als Vorbild eines ambitionierten
Klimaschutzes als wichtiges Handlungsfeld zu nennen.
Zusammenfassend werden im Klimaschutzkonzept daher die folgenden sechs
übergeordneten Handlungsfelder identifiziert und bearbeitet:
- Bauen, Sanieren &
Wärmewende
- Erneuerbare Energien
- Mobilität
- Bildung, Beratung &
Beteiligung
- Klimaanpassung und
Treibhausgas-Senken
- Klimaneutrale Verwaltung
Klimaschutz-Maßnahmen
Der handlungsorientierte „Kern“ des Klimaschutzkonzepts stellt die
Identifikation und inhaltliche Vorbereitung von Klimaschutz-Maßnahmen dar, mit
denen Klimaschutz wirksam und schnell umgesetzt werden kann. Die Maßnahmen
werden den o.g. Handlungsbereichen zugeordnet. Die Identifikation möglichst
relevanter und passgenauer Maßnahmen für Edewecht wird über ein noch laufendes,
mehrstufiges Beteiligungsverfahren sichergestellt. Beginnend mit einer interaktiven
Ideenkarte für Klimaschutzmaßnahmen im Sommer 2021 für alle Bürgerinnen und
Bürger wurden anschließend Workshops mit der Verwaltung, ein Arbeitskreis mit
der Politik sowie ein Workshop mit Jugendlichen durchgeführt. Aus diesem
Arbeits- und Beteiligungsprozess ist ein Katalog mit Klimaschutz-Maßnahmen
hervorgegangen. Dieser ist als Anlage 2 beigefügt. Der Katalog ist dabei noch
als vorläufig zu betrachten. Die Maßnahmen werden, nach der Beratung in diesem
Gremium, noch detaillierter in Form eines Maßnahmenblattes ausgearbeitet und –
wenn möglich – hinsichtlich ihres CO2-Reduktionspotentials, den
voraussichtlichen Kosten sowie dem personellen Aufwand abgeschätzt.
Abschließende
Akteursbeteiligung und Zeitplan
Der so erarbeitete detaillierte Maßnahmenkatalog soll dann im Rahmen
eines abschließenden und öffentlichen Workshops mit allen interessierten
Akteuren diskutiert und priorisiert werden. Ebenso können dann weitergehende
Überlegungen hinsichtlich der für die Umsetzung erforderlichen Akteure besprochen,
und ein Momentum für die ab dem Sommer startende Umsetzungsphase generiert
werden. Der Abschlussworkshop ist für den 21. April vorgesehen. Das finale
Klimaschutzkonzept wird dem Ausschuss für Landwirtschaft, Klima- und
Umweltschutz am 14. Juni zur Vorberatung und dem Rat am 28. Juni zur
Beschlussfassung vorgelegt. Zeitgleich mit der Gremienberatung des finalen
Klimaschutzkonzepts wird der Förderantrag für die Umsetzungsphase des
Klimaschutzmanagements erstellt und fristgerecht bis zum 30.06 beim Projektträger
Z-U-G eingereicht. Wird dem genannten Zeitplan gefolgt, kann eine Fortführung
des Klimaschutzmanagements über den 31.12.2022 hinaus für drei weitere Jahre
bis Ende 2025 sichergestellt werden.
Beschlussvorschlag:
- Dem vorgestellten Klimaschutz-Szenario sowie
den daraus abgeleiteten Klimaschutz-Zwischenzielen für die Jahre 2030, 2035 und
2045 wird zugestimmt. Ebenso wird eine bilanziell treibhausgasneutrale
Stromversorgung mit lokal erzeugten Erneuerbaren Energien bis 2030
angestrebt.
- Den sechs übergeordneten Handlungsfeldern
des Klimaschutzkonzepts: „Bauen, Sanieren & Wärmewende“, „Erneuerbare
Energien“, „Mobilität“, „Bildung, Beratung & Beteiligung“, „Klimaanpassung
und Treibhausgas-Senken“ sowie „Klimaneutrale Verwaltung“ wird zugestimmt.
- Dem vorläufigen Maßnahmenkatalog (Anlage 2)
wird grundsätzlich zugestimmt. Der Maßnahmenkatalog dient als Arbeitsgrundlage
für eine öffentliche Akteursbeteiligung, auf der eine inhaltliche
Weiterentwicklung, Anpassung und Änderung einzelner Maßnahmen erfolgen kann und
auf der abschließend über die Priorisierung der Maßnahmen beraten wird.
-
Dem
vorgeschlagenen Zeitplan, d.h. der Beschlussfassung des Klimaschutzkonzepts im
Gemeinderat am 28.06 wird, vorbehaltlich der termingerechten Lieferung seitens
der Verwaltung, zugestimmt.
Anlagen:
Anlage 1: Präsentation Zwischenstand Klimaschutzkonzept Edewecht
Anlage 2: Vorläufiger Maßnahmenkatalog Klimaschutzkonzept Edewecht