Betreff
Zwischenstand Klimaschutzkonzept Gemeinde Edewecht
Vorlage
2022/FB I/3758
Aktenzeichen
FB I - Ro
Art
Beschlussvorlage

Sachdarstellung:

Die Verwaltung erstellt seit Januar 2021 ein Klimaschutzkonzept. Den zuständigen Gremien wurde regelmäßig über den Sachstand berichtet, insbesondere über die gemäß Förderkriterien zu behandelnden Pflichtbestandteile des Konzepts sowie die Ergebnisse der Energie- und Treibhausgasbilanz. Die nachfolgende Ausführung des Sachstandes wird über eine Präsentation (Anlage 1) ergänzt. Ebenso wird auf die Anlage 2 (Vorläufiger Maßnahmenkatalog) verwiesen.

 

Klimaschutz-Szenario und Klimaschutz-Ziele

Aufbauend auf der Energie- und Treibhausgasbilanz und einer umfangreichen Analyse der Klimaschutz-Potenziale im Gemeindegebiet, hat das beauftragte externe Fachbüro EKP ein Klimaschutz-Szenario berechnet, welches den Reduktionspfad der Treibhausgasemissionen in Edewecht vom Bilanzjahr 2019 witterungsbereinigt mit 312.000 Tonnen CO2-Äquivalente(e) bis in das Jahr 2050 mit rund 20.000 Tonnen CO2e pro Jahr projiziert. Aus dem Kurvenverlauf können die folgenden Emissions-Zwischenschritte abgeleitet werden:

 

2030: 45% Treibhausgasreduktion gegenüber 2019 (173.000 Tonnen CO2e)

2035: 60% Treibhausgasreduktion gegenüber 2019 (124.000 Tonnen CO2e)

2045: 84% Treibhausgasreduktion gegenüber 2019 (50.000 Tonnen CO2e)

 

Ebenso konnte das Büro berechnen, dass bei einem konsequenten Ausbau der Erneuerbaren Energien bereits 2030 bilanziell 100% des im Gemeindegebiet benötigten Stroms klimaneutral durch Erneuerbare Energien bereitgestellt werden kann. Derzeit wird lediglich 18% des in Edewecht verbrauchten Stroms lokal mittels Solarenergie, Windkraft und Biomasseverstromung erzeugt. Die Verwaltung schlägt vor, die o.g. Zwischenschritte sowie die bilanziell treibhausgasneutrale Stromversorgung bis 2030 als übergeordnete Klimaschutz-Ziele für das Klimaschutzkonzept der Gemeinde Edewecht zu beschließen.

 

Klimaschutz-Handlungsfelder

Die wesentliche Stellschraube zur Reduzierung energiebedingter Treibhausgasemissionen in Edewecht liegt gemäß der Analyse im Bereich Wärme. Die Herausforderung besteht darin, den heute noch nahezu ausschließlich fossil bereitgestellten Energiebedarf zum Heizen von Gebäuden, zur Warmwasseraufbereitung sowie zur Erzeugung von industrieller bzw. gewerblicher Prozesswärme substanziell zu reduzieren und regenerativ, das heißt in der Regel strombasiert, zu bedienen. Der Strombedarf in Edewecht wird dadurch voraussichtlich um rund 63% ansteigen - von gegenwärtig 145 GWh auf 236 GWh im Jahr 2050. Derzeit beträgt der Anteil erneuerbarer Energien am Strombedarf in Edewecht lediglich 18% beziehungsweise 27 GWh pro Jahr. Deshalb liegt im Ausbau der lokalen Erzeugungskapazitäten für Erneuerbare Energien das zweite zentrale Handlungsfeld des Klimaschutzkonzepts. Der zusätzlich erzeugte Ökostrom wird auch im dritten wichtigen Sektor, der Mobilität, die erforderliche treibhausgasneutrale Elektrifizierung sicherstellen.

 

Ergänzend sollten auch nicht energiebedingte Emissionen aus dem Boden betrachtet werden, da das Edewechter Gemeindegebiet zu 46% auf sogenannten kohlenstoffreichen Böden (d.h. torfhaltigen Moorböden) liegt, die nahezu vollständig trockengelegt sind. Aus entwässerten Moorböden entweichen jedes Jahr erhebliche Mengen Treibhausgase, sodass der Boden in seiner Funktion als Kohlenstoffspeicher in Edewecht einen großen Hebel für wirksamen Klimaschutz darstellen könnte.

 

In Ergänzung zu den direkten, zumeist technischen Reduktionsstrategien sind begleitende Anstrengungen erforderlich, um die jeweiligen Zielgruppen (Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen, Versorger, Interessenverbände etc.) zur Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen zu befähigen. Hierzu sind Beratungsangebote, Informationsbereitstellung sowie Beteiligungsmöglichkeiten erforderlich. Ebenso ist die Stärkung der Rolle der Verwaltung als Vorbild eines ambitionierten Klimaschutzes als wichtiges Handlungsfeld zu nennen.

 

Zusammenfassend werden im Klimaschutzkonzept daher die folgenden sechs übergeordneten Handlungsfelder identifiziert und bearbeitet:

 

-           Bauen, Sanieren & Wärmewende

-           Erneuerbare Energien

-           Mobilität

-           Bildung, Beratung & Beteiligung

-           Klimaanpassung und Treibhausgas-Senken

-           Klimaneutrale Verwaltung

 

Klimaschutz-Maßnahmen

Der handlungsorientierte „Kern“ des Klimaschutzkonzepts stellt die Identifikation und inhaltliche Vorbereitung von Klimaschutz-Maßnahmen dar, mit denen Klimaschutz wirksam und schnell umgesetzt werden kann. Die Maßnahmen werden den o.g. Handlungsbereichen zugeordnet. Die Identifikation möglichst relevanter und passgenauer Maßnahmen für Edewecht wird über ein noch laufendes, mehrstufiges Beteiligungsverfahren sichergestellt. Beginnend mit einer interaktiven Ideenkarte für Klimaschutzmaßnahmen im Sommer 2021 für alle Bürgerinnen und Bürger wurden anschließend Workshops mit der Verwaltung, ein Arbeitskreis mit der Politik sowie ein Workshop mit Jugendlichen durchgeführt. Aus diesem Arbeits- und Beteiligungsprozess ist ein Katalog mit Klimaschutz-Maßnahmen hervorgegangen. Dieser ist als Anlage 2 beigefügt. Der Katalog ist dabei noch als vorläufig zu betrachten. Die Maßnahmen werden, nach der Beratung in diesem Gremium, noch detaillierter in Form eines Maßnahmenblattes ausgearbeitet und – wenn möglich – hinsichtlich ihres CO2-Reduktionspotentials, den voraussichtlichen Kosten sowie dem personellen Aufwand abgeschätzt.

 

Abschließende Akteursbeteiligung und Zeitplan

Der so erarbeitete detaillierte Maßnahmenkatalog soll dann im Rahmen eines abschließenden und öffentlichen Workshops mit allen interessierten Akteuren diskutiert und priorisiert werden. Ebenso können dann weitergehende Überlegungen hinsichtlich der für die Umsetzung erforderlichen Akteure besprochen, und ein Momentum für die ab dem Sommer startende Umsetzungsphase generiert werden. Der Abschlussworkshop ist für den 21. April vorgesehen. Das finale Klimaschutzkonzept wird dem Ausschuss für Landwirtschaft, Klima- und Umweltschutz am 14. Juni zur Vorberatung und dem Rat am 28. Juni zur Beschlussfassung vorgelegt. Zeitgleich mit der Gremienberatung des finalen Klimaschutzkonzepts wird der Förderantrag für die Umsetzungsphase des Klimaschutzmanagements erstellt und fristgerecht bis zum 30.06 beim Projektträger Z-U-G eingereicht. Wird dem genannten Zeitplan gefolgt, kann eine Fortführung des Klimaschutzmanagements über den 31.12.2022 hinaus für drei weitere Jahre bis Ende 2025 sichergestellt werden.

 


Beschlussvorschlag:

-       Dem vorgestellten Klimaschutz-Szenario sowie den daraus abgeleiteten Klimaschutz-Zwischenzielen für die Jahre 2030, 2035 und 2045 wird zugestimmt. Ebenso wird eine bilanziell treibhausgasneutrale Stromversorgung mit lokal erzeugten Erneuerbaren Energien bis 2030 angestrebt. 

-       Den sechs übergeordneten Handlungsfeldern des Klimaschutzkonzepts: „Bauen, Sanieren & Wärmewende“, „Erneuerbare Energien“, „Mobilität“, „Bildung, Beratung & Beteiligung“, „Klimaanpassung und Treibhausgas-Senken“ sowie „Klimaneutrale Verwaltung“ wird zugestimmt.

-       Dem vorläufigen Maßnahmenkatalog (Anlage 2) wird grundsätzlich zugestimmt. Der Maßnahmenkatalog dient als Arbeitsgrundlage für eine öffentliche Akteursbeteiligung, auf der eine inhaltliche Weiterentwicklung, Anpassung und Änderung einzelner Maßnahmen erfolgen kann und auf der abschließend über die Priorisierung der Maßnahmen beraten wird.

-       Dem vorgeschlagenen Zeitplan, d.h. der Beschlussfassung des Klimaschutzkonzepts im Gemeinderat am 28.06 wird, vorbehaltlich der termingerechten Lieferung seitens der Verwaltung, zugestimmt.

 


Anlagen:

Anlage 1: Präsentation Zwischenstand Klimaschutzkonzept Edewecht

Anlage 2: Vorläufiger Maßnahmenkatalog Klimaschutzkonzept Edewecht