Finanzierung:
Eine neue/zusätzliche
Personalstelle würde zu 100 % zu Lasten des gemeindlichen Haushalts gehen.
Sachdarstellung:
Der Verein zur Unterstützung von Migranten „Runder Tisch Edewecht“ hat
den Antrag gestellt, bei der Gemeinde Edewecht eine/n Sozialarbeiter/in zur
Begleitung von schwer traumatisierten Flüchtlingen einzustellen. Zur Begründung
weist er auf drei Fälle psychisch erkrankter Flüchtlinge hin.
Hier ergeben sich folgende Sachverhalte:
Bei einem Fall handelt es sich um eine Frau, die sich zum Zeitpunkt des
Suizidversuches im Jahr 2016 in der Karl-Jaspers-Klinik aufgehalten hat und
dort intensiv psychologisch betreut wurde.
Der in Edewecht ansässige südsudanesische Flüchtling hat laut Mitteilung
der Presse im Jahr 2018 in Oldenburg im Streit einen Flüchtling aus dem Sudan
getötet. Er ist seit dem in Haft.
Der Bewohner aus der Gemeinschaftsunterkunft in Westerscheps hatte nicht
bewusst beabsichtigt in der Unterkunft ein Feuer zu legen. Er hatte den Versuch
unternommen seine Ausweispapiere im geschlossenen Backofen zu vernichten. Bei
der Entnahme der Unterlagen aus dem Backofen durch einen Mitarbeiter der
Gemeinde Edewecht haben sich diese auf dem Fußboden entflammt, konnten aber
sofort gelöscht werden.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich in der Gemeinde Edewecht
rund 450 Flüchtlinge - Erwachsene und Kinder - aufhalten. Wie hoch die Anzahl
derer ist, bei denen ein Trauma oder eine sonstige psychische Erkrankung
vorliegt, ist nicht bekannt. Eine solche Einschätzung ist auch äußerst
schwierig.
Der Gemeinde Edewecht sind Fälle von psychisch erkrankten Flüchtlingen
bekannt. Diese werden durch den Sozialpsychiatrischen Dienst des
Gesundheitsamtes Ammerland besonders betreut. In notwendigen Fällen kümmern die
Mitarbeiter des Gesundheitsamtes sich um die Beantragung zusätzlicher
Unterstützungsleistungen, wie z. B. der Hilfe zum ambulant betreuten Wohnen.
Durch dieses Angebot werden die psychisch erkrankten Flüchtlinge durch
Mitarbeiter eines Fachdienstes unterstützt weitgehend selbstständig und
selbstbestimmt zu leben und zu wohnen.
Die/der vom „Runder Tisch Edewecht“ beantragte Sozialarbeiter/in soll
sich somit zusätzlich um die Begleitung von schwer traumatisierten Flüchtlingen
kümmern. Insbesondere soll er/sie durch intensive Betreuung bereits bei
Neuaufnahme der Flüchtlinge Traumata oder psychische Erkrankungen frühzeitig
erkennen und eine Behandlung einleiten. Verwaltungsseits ist in der Gemeinde
Edewecht eine nennenswerte Anzahl an schwer traumatisierten Flüchtlingen nicht
bekannt.
Allgemein ist für psychisch erkrankte Personen der Sozialpsychiatrische
Dienst Anlaufstelle für Rat und Hilfe bei seelischen Problemen. Die Mitarbeiter
des Sozialpsychiatrischen Dienstes kennen sich mit den verschiedenen
psychiatrischen Erkrankungen aus und wissen um die Probleme, die dadurch im
täglichen Leben entstehen können. Der Sozialpsychiatrische Dienst hat auch
einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Hilfsangebote im
medizinischen und psychosozialen Bereich des Landreises Ammerland und im
weiteren Umland. Die Mitarbeiter stellen den Kontakt zu den verschiedenen
Hilfe-Anbietern her. Sie begleiten Klienten zu ihren Terminen und unterstützen
sie bei der Antragstellung bei Behörden oder anderen zuständigen Stellen. Diese
Hilfe sowie die sich daraus ergebende ergänzende Betreuung durch einen
Fachdienst stellen nach Aussage des Antragstellers jedoch keine ausreichende
Hilfeleistung für traumatisierte oder psychisch erkrankte Personen dar.
In den anderen Gemeinden des Landkreis Ammerland, insbesondere in der
Gemeinde Bad Zwischenahn, die im Gegensatz zur Gemeinde Edewecht eine höhere
Anzahl von Flüchtlingen aufzunehmen und zu betreuen hat, sind solche
Sozialarbeiter/innen nicht beschäftigt. Es wird aber durchaus erkannt, dass die
ehrenamtlichen Betreuer/innen bei ihren begleitenden und beratenden Tätigkeiten
insbesondere bei traumatisierten und psychisch erkrankten Flüchtlingen ihre
Belastungsgrenze erreichen. Es wäre daher möglicherweise sinnvoll, dass der
Verein „Runder Tisch Edewecht“ einen entsprechenden Antrag beim Landkreis
Ammerland stellt, da gemeindeübergreifend auf Landkreisebene ein Bedarf eher
gegeben sein könnte.
Von dem Antragsteller wurde ergänzend auf andere Kommunen verwiesen, die
eine/n professionelle/n Sozialarbeiter/in eingestellt haben sollen. Nachfragen
bei den Gemeinden Lienen und Bohmte haben ergeben, dass dort
Sozialarbeiter/innen beschäftigt sind. Zu ihrem Aufgabengebiet gehört jedoch
nicht die Betreuung von traumatisierten oder psychisch erkrankten Flüchtlingen.
Insoweit auf den Landkreis Tübingen und die Freie- und Hansestadt Bremen
verwiesen wird, sind diese Kommunen sicherlich nicht geeignet, um sie mit den
Bedarfen in der Gemeinde Edewecht zu vergleichen.
Die Kosten für eine/n
in Vollzeit beschäftigte/n Sozialarbeiter/in im Alter von 40 Jahren mit zwei
Kindern würden sich auf rund 65.000 € p. a. belaufen.
Beschlussvorschlag:
Der Antrag des Vereins „Runder
Tisch Edewecht“ auf Beschäftigung eines/r Sozialarbeiters/in zur Begleitung von
schwer traumatisierten Flüchtlingen wird abgelehnt.
Anlagen:
Antrag des Vereins „Runder Tisch Edewecht“ auf Beschäftigung eines/r Sozialarbeiters/in zur
Begleitung von schwer traumatisierten Flüchtlingen