Betreff
Beschaffung von persönlicher Schutzausrüstung für die Feuerwehren in der Gemeinde Edewecht
Vorlage
2022/FB II/3873
Aktenzeichen
FB II - 126.01.01.06.01 - GR
Art
Beschlussvorlage

Finanzierung:

Die Beschaffung von neuer PSA für die Feuerwehren in der Gemeinde Edewecht soll nach Möglichkeit in 2023 und 2024 erfolgen. Die hierfür notwendigen Finanzmittel in Höhe von 280.000,00 € wären im Rahmen der Haushaltsplanungen für die Haushaltsjahre 2023 und 2024 zur Verfügung zu stellen. Insoweit steht die Beschaffung unter einem Finanzierungsvorbehalt.

 

 


Sachdarstellung:

Erstmals wurde in 2022 eine Überprüfung der persönlichen Schutzausrüstung (PSA) der Feuerwehren der Gemeinde Edewecht durch einen externen Dienstleister, die Firma Domeyer aus Bremen, durchgeführt. Ziel war es, die rechtlichen Vorgaben der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) umzusetzen. Diese schreiben eine jährliche Überprüfung der PSA Kategorie III durch einen Sachkundigen vor. Fast alle PSA der Feuerwehren fallen unter die Kategorie III und unterliegen somit einer solchen Prüfung. Da diese jedoch ohne eine Ausbildung zum Sachkundigen nicht in Eigenregie erfolgen kann, wurde diese Prüfung ausgeschrieben und die Firma Domeyer beauftragt.

Die Überprüfung der PSA aller Feuerwehren fand vor einigen Wochen statt. Dabei wurde die Einsatzbereitschaft der PSA geprüft, die PSA erfasst und mit einem NFC-Chip versehen. Über diesen Chip lassen sich alle relevanten Daten der PSA ermitteln. Wann gewaschen, Prüfungsergebnis, Träger und Standort.

 

Erwartungsgemäß wurde bei der Prüfung eine hohe Anzahl an nicht einsatzbereiter PSA ermittelt. Dies ist nicht ungewöhnlich und war auch in anderen Kommunen so, da eine solch intensive und technisch aufwändige Prüfung bisher nicht möglich war und vor allem Mängel an den inneren Schichten der Bekleidung unentdeckt blieben.

 

Nachfolgend die Prüfungsergebnisse stark verkürzt:

 

PSA

Geprüft

Bemängelt

Prozentsatz

Helme

242

40

16,5 %

Jacken

350

147

42 %

Hosen

355

134

37,75 %

Feuerschutzhauben

86

13

15,12 %

Stiefel

246

65

26,42 %

 

Es zeigt sich insbesondere, dass die Jacken, Hosen und Stiefel einem großen Verschleiß unterliegen. Unter den bemängelten Jacken und Hosen sind insbesondere auch die von Atemschutzgeräteträgern (AGT). Gerade bei diesen ist aber eine funktionierende PSA unerlässlich und kann lebenswichtig sein. Durch Ersatzbekleidungen lässt sich dieser Umstand für 3- 4 Monate beheben. Es ist aber unumgänglich die Atemschutzgeräteträger mit neuen Jacken und Hosen auszustatten.

Bis vor einigen Wochen fand eine Testphase mit neuartiger PSA für AGT statt. Die Testphase war seitens der Verwaltung geplant worden, da die bisherige Jacke der Feuerwehren nicht mehr produziert wird und das Nachfolgemodell erheblich teurer ist. Daneben haben neue Textilien mit verbesserten Eigenschaften den Weg auf den Markt gefunden und konnten so einem Test unterzogen werden. So konnte nach der Testphase abschließend bewertet werden, ob das Nachfolgemodell oder aber ein anderes Modell mit den neuen Textilien für die Feuerwehr den besten Tragekomfort und den besten Schutz bietet.

Während der Testphase wurden verschiedene Dienste, Einsätze und auch ein Durchlauf in einem Brandcontainer unter starker Hitze durchgeführt.

Im Ergebnis zeigte sich deutlich, dass die neue Bekleidung vom Typ S-GARD DYNAMATE PLUS PARALLON einen erheblichen Mehrwert gegenüber dem bisherigen Nachfolgemodell S-GARD HERO 2.0 bietet. Allein der Beweglichkeit in der Bekleidung war so viel besser, dass die Träger in der Lage waren in kürzer Zeit mehr Raum zu durchsuchen. Alle hatten auch den Eindruck, dass ihnen in einer Gefahrensituation mit dieser Bekleidung die Eigenrettung besser und schneller gelingen würde.

 

Es macht daher Sinn, bei einer großen Anzahl an zu beschaffender PSA das Modell gänzlich für alle AGT zu wechseln und für diese den Schutz und den Tragekomfort erheblich zu erhöhen.

 

Es wurde im Laufe der PSA-Prüfung deutlich, dass viele Feuerwehrangehörige ausschließlich über einen Satz PSA verfügen der für die Brandbekämpfung (BBK) ausgelegt ist. Zwar lassen sich hiermit auch alle anderen Einsatzszenarien bewältigen und die Bekleidung ist dafür auch zugelassen. Durch die Nutzung dieser hochwertigen Bekleidung, kommt es aber auch zu einem erheblich größeren Verschleiß oder Verunreinigung (z. B. durch Öle und Fette). Zudem ist sie bei vielen Einsätzen der Feuerwehr überdimensioniert und erheblich zu warm. Dies machte sich besonders bei den vielen Einsätzen in diesem Jahr bei guter bis sehr warmer Witterung und speziell bei Vegetationsbränden bemerkbar. Die Einsatzkräfte schwitzten stark und es drohten Kreislaufprobleme.

Es erscheint ratsam, jedem Feuerwehrangehörigen neben seinem PSA-Satz für die BBK und bei schlechter, bzw. kalter Witterung einen zweiten Satz PSA zur Verfügung zu stellen, der für die Vegetationsbrandbekämpfung ausgelegt und für alle anderen Einsätze ohne Gefahr durch Feuer zugelassen ist. Dies würde die teure PSA für die BBK schonen und die Nutzungsdauer verlängern. Aufgrund der hohen Preisunterschiede zwischen PSA für die BBK und der PSA für andere Fälle, dürfte dies dauerhaft die Kosten senken. Hierfür ist aber zu Beginn eine entsprechende Mehrinvestition durch die Beschaffung eines zusätzlich Satzes PSA nötig.

 

Aufgrund der Ergebnisse der Prüfung der PSA und den vorstehenden Argumenten zur Beschaffung eines zweiten Satzes PSA pro Feuerwehrangehörigem (FA) ist ein Beschaffungsplan für die nächsten Jahre sinnvoll. Im ersten Schritt sollte dieser den Austausch der PSA für AGT beinhalten um eine Verbesserung der Schutzstufe und den Ersatz nun bemängelter PSA zu garantieren. Dabei freiwerdende PSA nach bisherigen Beschaffungskriterien, die die Prüfung nach DGUV bestanden haben werden dann weitergegeben an FA ohne Ausbildung zum AGT um dort den Bestand an bemängelter PSA auszutauschen. Im zweite Schritt erfolgt dann die Beschaffung einer „leichten“ PSA für alle FA.

Hier ist noch keine Entscheidung auf ein Modell möglich, so dass für diesen zweiten Schritt noch kein Finanzbedarf konkretisiert werden kann. Eine Entscheidung wird erst durch die Feuerwehr nach Ansicht und Test einiger Modelle erfolgen können.

 

Seitens der Feuerwehr kam die Idee auf, im Zuge eines Wechsels der Bekleidung die Zugehörigkeit der FA auf der Bekleidung besser zu kennzeichnen. Es entstand die Idee zu einer Corporate Identity die die Zugehörigkeit zur Ortsfeuerwehr als auch zur Gemeindefeuerwehr Edewecht beinhaltet. Hierzu ist die Beschaffung von Rückenkollern geplant die an den Einsatzjacken getragen werden und dann durch die Farbgebung zusätzlich auch die gewählte Funktion in einer Ortsfeuerwehr darstellen. So erhalten Ortsbrandmeister, deren Stellvertreter sowie der Gemeindebrandmeister einen gelben Rückenkoller und Zug- und Gruppenführer einen roten Rückenkoller. Die weiteren FA ohne gewählte Funktion erhalten einen Rückenkoller in schwarzblau entsprechend der Grundfarbe der Bekleidung. Der Aufdruck ist beispielhaft in der Anlage ersichtlich. Die Rückenkoller sind an jeder PSA tragbar und nicht von bestimmten Modellen abhängig.  

 

Durch die Verwaltung wurden die voraussichtlichen Kosten für den Beschaffungsplan ermittelt. Sie liegen bei ca. 280.000,00 € um alle geplanten PSA-Beschaffungen durchzuführen. Denkbar ist die Beschaffung innerhalb einer großen Welle in 2023 als auch verteilt auf zwei oder drei Jahre.

Seitens der Verwaltung wird die Beschaffung auf zwei Jahre verteilt präferiert. Über die konkrete Verteilung der benötigten Finanzmittel ist im Rahmen der HH-Planungen und -beratungen zu entscheiden. Es ist davon auszugehen, dass die Preise weiter ansteigen und für 2024 mit einem höheren Preisen zu rechnen ist. Dieser Umstand könnte für eine komplette Beschaffung in 2023 sprechen.   

 


Beschlussvorschlag:

Die Verwaltung wird beauftragt für die Feuerwehren der Gemeinde Edewecht neue PSA zu beschaffen. Hierbei erhalten

 

a)    Atemschutzgeräteträger je einen Satz PSA der Kategorie III nach DIN EN 469 Stufe 2 mit Zulassung für die Innenbrandbekämpfung und für Einsätze mit benötigtem Wetterschutz (S-GARD DYNAMATE PLUS PARALLON), sowie je einen Satz PSA der Kategorie III zugelassen für Vegetationsbrände und die technische Hilfeleistung als „leichte“ PSA.

 

b)    alle weiteren Einsatzkräfte je einen Satz PSA der Kategorie III nach DIN EN 469 Stufe 1 zur allgemeinen Brandbekämpfung und für Einsätze mit benötigtem Wetterschutz, sowie je einen Satz PSA der Kategorie III zugelassen für Vegetationsbrände und die technische Hilfeleistung als „leichte“ PSA.

 

Die notwendigen Finanzmittel von etwa 280.000,00 € sollen in den Jahren 2023 und 2024 nach Maßgabe der HH-Planungen zur Verfügung gestellt werden. Insoweit steht diese Maßnahme unter einem Finanzvorbehalt.

 

 


Anlagen:

a)    Datenblatt Jacke S-GARD DYNAMATE PLUS PARALLON

b)    Datenblatt Hose S-GARD DYNAMATE PLUS PARALLON

c)    Ansichtsbild Rückenkoller Feuerwehren der Gemeinde Edewecht