Beschlussvorschlag:

1.            Ein kaltes Nahwärmenetz wird für den ersten Bauabschnitt aus zeitlichen Gründen ausgeschlossen. Für die Bauabschnitte zwei und drei wird eine zentrale, klimaneutrale Wärmeversorgung angestrebt.

2.            Aus Gründen des Klimaschutzes und zur Reduktion von Lärmemissionen wird eine individuelle Wärmeversorgung mittels dezentraler Erdsonden-Wärmepumpen empfohlen. Grundstückskäufer werden durch die Gemeinde mittels einer Sammelbestellung für Erdsondenbohrungen sowie bei der Abwicklung des wasserrechtlichen Genehmigungsverfahrens unterstützt.

3.            Zur Schallreduzierung werden in den Grundstückskaufverträgen Regelungen getroffen, die eine Einhaltung der TA-Lärm, insbesondere in der Nachtzeit, gewährleisten.

4.            Durch Informationsveranstaltung mit Technikexperten/Fördermittelexperten werden die Grundstückseigentümer bei der Auswahl des Heizsystems unterstützt.

 


Nach kurzer Einführung durch FBL Torkel stellt Dr. Schuchardt anhand einer Präsentation (Anlage 2 zu diesem Protokoll) Vor- und Nachteile verschiedener Wärmeversorgungssysteme dar. Diese Präsentation solle den Ratsmitgliedern im Nachgang zur Sitzung über den Klimaschutzbeauftragten Ross als PowerPoint-Präsentation zur Verfügung gestellt werden, um die darin enthaltenen Links nutzen zu können. Anschließend verdeutlicht er auf RH Vehndels Nachfragen, die grünen Bereiche der Grafiken auf den Seiten 13 und 14 der Präsentation stellten die Investitionskosten dar, der Berechnungszeitraum der Kostenermittlung betrage 20 Jahre und die aktuellen Fördermöglichkeiten seien hierbei bereits eingepreist. Die mögliche Variante einer Wärmegewinnung durch Biogas sei durchaus dezentral denkbar in Form einer kleinen Anlage im Haus. Fraglich sei bei dieser Wärmegewinnung allerdings die Sinnhaftigkeit, da die Nutzungskonkurrenz dieses raren Gutes zur Industrie hierbei eine wichtige Rolle spielen könne.

 

RH Apitzsch hinterfragt, ob durch die Bohrungen für Erdsonden ökologisch bedenkliche Auswirkungen auf die Bodenschichten zu erwarten seien und ob bei Unfällen die verwendeten Kältemittel zu Gefahren führen könnten. Die Hinkehr zu elektrisch betriebener Wärmegewinnung sieht er grundsätzlich kritisch, weil durch die allseits weiter ansteigende Ausrichtung auf strombasierte Technologien der einfache Ersatz der bisherigen Stromgewinnung durch Kohle und Atomkraft für die erforderliche Netzstabilität sicherlich nicht ausreiche.

 

Hierzu führt Dr. Schuchardt aus, Erdsondenbohrungen seien jeweils mit der Unteren Wasserbehörde abzustimmen und könnten nur mit deren Zustimmung durchgeführt werden. In Trinkwasserschutzgebieten könnten bspw. alternative Techniken ohne Tiefenbohrungen wie z. B. Flächenkollektoren in einer Tiefe von 1,5 bis 2 m oder sogenannte Erdkörbe in ähnlicher Tiefe Anwendung finden. Grds. seien Tiefenbohrungen hermetisch abgeschlossen, und ließen keine Grundwasserzirkulation von einer Bodenschicht in eine andere zu. FBL Torkel fügt an, eine Untersuchung nach den Maßgaben des Landesamtes für Bergbau und Geologie sei durch Dr. Gaschnitz, wie in der letzten Sitzung des Bauausschusses berichtet, mit positivem Ergebnis bereits durchgeführt worden. Eine gegenseitige Beeinflussung der Erdsonden, so Dr. Schuchardt weiter, sei bei Einhaltung eines Abstandes von etwa sechs bis zehn Metern ausgeschlossen. Kältemittel für die Wärmepumpen seien nur in geringem Umfang erforderlich und entwickelten bei Austritt kaum Gefahrpotenzial, wenn auf natürliche Kältemittel wie etwa Propan gesetzt werde. Im Übrigen würden Kältemittel nur in der im Haus verbauten Anlage eingesetzt, nicht in den Erdsonden. Da die häuslichen Anlagen fest stünden und Vibrationen nicht ausgesetzt seien, sei – ähnlich wie bei einem Kühlschrank – mit Austritten von Kühlmitteln i. d. R. nicht zu rechnen. Allerdings müsse bei einem möglicherweise späteren Rückbau der Anlage die Entsorgung des Kältemittels wohl durchdacht werden. Eine Wärmepumpe sei übrigens nicht als Elektroheizung zu betrachten, weil die Umweltwärme unter Zuführung nur eines geringen Teils Strom in Nutzwärme umgewandelt werden könne. Zur Veranschaulichung rechnet er vor: drei Teile Umweltwärme plus ein Teil Strom ergäben vier Teile Nutzwärme. Dies entspreche der sogenannten Jahresarbeitszahl „Vier“. In einem Neubau könne diese Zahl aber auch höher liegen. Eine Luftwärmepumpe in einem Neubau erreiche etwa eine Jahresarbeitszahl von 3,5. Selbst bei einer Energiewende mit erhöhtem Strombedarf sei diese durch den Ersatz der bisherigen Stromgewinnungstechnologien ohne Ausweitung der Gewinnungskapazitäten möglich, da heute Abwärme aus der Stromgewinnung überwiegend ungenutzt an die Umwelt abgegeben werde. Solar- und Windtechniken produzierten dagegen keine Abwärme und hätten daher einen deutlich geringeren Primärenergiebedarf.

 

FBL Torkel führt ergänzend aus, in den Leitungen zwischen Erdsonde und Anlage im Haus zirkuliere als frostsichere Flüssigkeit das relativ umweltfreundliche Glykol als sogenannte Sole.

 

RH Reil weist darauf hin, die Abkehr von fossilen Energien in diesem Baugebiet sei bereits beschlossen und weltweit als äußerst dringlich anerkannt. Insofern sei ein Umstieg auf strombasierte Energien unumgänglich und die weitere technische Entwicklung sicherlich auf einem guten Weg. Nicht vergessen werden dürfe dabei aber der Aspekt des Einsparens von Energie. Alles in allem werde er der Beschlussempfehlung zustimmen, zumal durch den verstärkten Fokus auf Photovoltaik-Anlagen die Bilanz des Baugebietes noch besser ausfallen könne als von Dr. Schuchardt vorgestellt.

 

FBL Torkel weist in diesem Zusammenhang noch einmal darauf hin, die Wärmedämmung der künftigen Häuser dieses Baugebietes könne im Rahmen der Grundstücksvergabe über die Festlegung des geforderten KfW-Standards geregelt werden.

 

AV Kuhlmann wertet den zu diesem Baugebiet geplanten Schritt bzgl. der Wärmeversorgung als ganz neuen Weg, der sicherlich bei einigen Interessierten zu Verunsicherungen ob der neuen und weitestgehend noch unbekannten Technologie führen könne. Die Gemeinde Edewecht könne sich in Anbetracht der aktuell angespannten politischen Lage in Europa jedoch glücklich schätzen, bereits auf diesem Weg zu sein.

 

Sodann unterbreitet der Ausschuss dem VA folgenden