Zunächst erläutert RH Dr. Fittje den Antrag der SPD-Fraktion und weist darauf hin, dass die Edewechter Wasserzüge belastet seien und in trockenen Sommern nur noch wenig Wasser führten, läge nicht nur an verringerten Regenfällen, sondern u. a. auch an einem Schwinden der Moore. Es sei wünschenswert, diese Situation zu verbessern. Zu bedenken sei auch, dass ein zu geringes Wasservolumen zu Problemen für die Vorfluter der Edewechter Abwasserreinigungsanlage führen könne. Er freue sich daher, dass zu dieser Sitzung Fachleute zum Vortrag geladen worden seien. Eine konkrete Beschlussfassung sehe er im Übrigen heute nicht als möglich an, Ziel des Antrages sei, für das Thema zu sensibilisieren und ggf. Ideen zu sammeln.

 

AV Bischoff bittet an dieser Stelle, den anwesenden Vertretern der örtlichen Fischereivereine Wortbeiträge zu diesem Tagesordnungspunkt zu gestatten. Dies wird einhellig befürwortet.

 

Anhand einer Präsentation (Anlage 2 zu diesem Protokoll) erläutert Herr Hobbiebrunken die Gewässersituation an der Aue und weist klarstellend darauf hin, der Landkreis sei zuständig für die Nutzung der Gewässer. Als Fazit stellt er fest, zusätzliches Wasser könne nur durch ausreichende Niederschläge fließen, darüber hinaus gebe es kaum Möglichkeiten, die Wassermenge zu erhöhen.

 

Auch Herr Eckhoff erläutert die Arbeit der Ammerländer Wasseracht anhand einer Präsentation (Anlage 3 zu diesem Protokoll) und weist darauf hin, in den 80er Jahren seien die Gewässer insbesondere zugunsten der landwirtschaftlichen und siedlungstechnischen Entwicklung ausgebaut worden, wodurch heute leider keine guten Bedingungen für den Gewässerschutz bestünden. Das Ziel, Potenziale und Möglichkeiten zugunsten des Gewässerschutzes zu nutzen, ließe sich nur durch gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten wie z. B. auch den Landwirten erreichen, deren Nutzflächen oftmals bis direkt an die Gewässerränder reichten. In der Vergangenheit seien leider praktische Lösungen zum Gewässerschutz nicht ausreichend umgesetzt worden, wodurch der Spagat zwischen Gewässerunterhaltung und Naturschutz schwieriger geworden sei. Die Ammerländer Wasseracht achte mittlerweile auf eine umfassende Schulung aller Beschäftigten in der Gewässerunterhaltung, um so auch mit kleineren Veränderungen in der Handhabung und durch längere Pflegeintervalle natürlichere Entwicklungen der Gewässer und Gewässerränder zu ermöglichen. Die Vehne sei bspw. in früheren Zeiten viel zu breit ausgebaut worden, weshalb mittlerweile durch die Freihaltung einer schmaleren Rinne der natürliche Bewuchs an den Rändern wieder gefördert werde. Hierbei müsse jedoch auf die Eindämmung sich übermäßig ansiedelnder invasiver Arten geachtet werden. Wichtig sei hierbei der Aspekt, dass im Falle von Beeinträchtigungen anliegender Grundstücke durch bspw. längere Pflegeintervalle sodann die Ammerländer Wasseracht in der Haftung stehe. Bauliche Veränderungen an Gewässern benötigten immer eine Fremdfinanzierung durch bspw. EU- oder sonstige Förderungen und die Bereitschaft Grundbesitzender, hierfür Land abzugeben.

 

Auf Grundmandatar Apitzschs Nachfrage führt Herr Hobbiebrunken aus, eine Verlangsamung der Fließgeschwindigkeiten zur Erhöhung des Wasserstandes durch bspw. kleinere Stauanlagen könne das Wasservolumen nur in sehr kleinem Maße erhöhen. Die hohen Fließgeschwindigkeiten beruhten zum Teil auf früheren zu tiefen Ausbauten der Gewässer zur Nutzbarmachung landwirtschaftlicher Flächen. Ursprünglich hätten sich Gewässer eher in die Breite entwickelt und so das umliegende Land zu einer Art Schwamm gemacht.

 

Auf Grundmandatar Apitzschs weitere Frage erläutert Herr Eckhoff, selbst wenn an z. T. in den 50er bis 80er Jahren zu steil ausgebauten und begradigten Gewässersohlen Veränderungen vorgenommen würden, bliebe doch die Wassermenge gleich und könnten verkürzte und begradigte Läufe nicht rückgängig gemacht werden. Durch die Förderung von Bewuchs in den Randbereichen werde jedoch versucht, dem Wasser wieder mäandernde Strukturen zu ermöglichen, wodurch sich der Weg des Wassers ein wenig verlängere, dadurch die Fließgeschwindigkeit verringere und so in gewissem Maß der Fauna Entwicklungsmöglichkeiten gegeben würden. Fakt bleibe aber, die Wassermenge könne nicht vergrößert werden.

 

RH Erhardt ist der Auffassung, Fließgewässer und Einzugsgebiet müssten im Zusammenhang betrachtet werden, weshalb u. a. auch über Retentionsräume gesprochen und über die Schließung kleinerer Gräben nachgedacht werden müsse. Hierdurch könnten sich bestimmte Bereiche wieder zu Feuchtgebieten entwickeln. Hierauf erwidert Herr Eckhoff, sinnvoller erscheine eine extensivere Nutzung der Flächen mit der Möglichkeit der Wiedervernässung. Eine solche Veränderung erscheine jedoch aufgrund der vielfältigen Nutzungsinteressen illusorisch.

 

RH Dr. Fittje sieht eine Rückführung der Gewässer in den ursprünglichen Zustand als nicht machbar an. Das Edewechter Industriegebiet stehe bspw. in einem ehemaligen Feuchtgebiet und würde im Falle eines Rückbaus der Gewässer unter dann möglichen Überflutungen zu leiden haben.

 

Für die Fischereivereine führt ein Vertreter aus, wichtig sei die Verbesserung der Gewässerqualität. Im Januar d. J. sei in einem Gespräch mit Frau Schlautmann vom NLWKN daneben auch die Durchgängigkeit der Vehne thematisiert worden. Seitens des NLWKN seien die Edewechter Gewässer als niedrig prioritär und damit nicht förderbar eingestuft worden. Gefördert würden gute Gewässer. Aus Sicht der Fischereivereine sei die Vehne ein sehr schöner Fluss mit etwas mehr als 40 km Länge und einem Höhenunterschied von rd. 48 m. In den letzten 20 Jahren seien leider keine Maßnahmen zur Verbesserung des Zustandes der Vehne umgesetzt worden, obwohl entsprechende rechtliche Vorgaben bestünden. In Harbern sei bspw. durch den Umbau eines Sohlabsturzes in eine Solgleite eine deutliche Qualitätsverbesserung des Wassers unterhalb der Solgleite festzustellen. Solche Maßnahmen zur Unterstützung der Selbstreinigungskraft sollten auch im Edewechter Bereich umgesetzt werden.

 

Ein anderer Vertreter der Fischervereine bezieht sich auf einen zurückliegenden Pressebericht zur Aue, die aufgrund der Wasserregulierung des Zwischenahner Meeres einen enorm hohen Wasserstand gehabt habe. Er bittet darum, den Abfluss des Wassers aus dem Zwischenahner Meer künftig etwas langsamer zu gestalten, um so den Wasserstand der Aue über mehrere Wochen in etwa gleichbleibend zu gewährleisten. Dies würde insbesondere im Frühjahr etliche Arten in der Fortpflanzung unterstützen. Eine solche Vorgehensweise sei keine Kostenfrage, sondern eine Frage des Wollens. Andererseits werde im Sommer das durch Cyanobakterien belastete Wasser in die Aue abgelassen, was sich wiederum sehr nachteilig auf das Gewässer auswirke. Dies dürfe nicht sein. Hier gelte es, die richtige Balance zu finden.

 

Ein dritter Vertreter der Fischereivereine bedauert das heutige Fehlen einer Vertretung des NLWKN mit einem Vortrag zur Biochemie der Gewässer. Durch Algeneispülungen, Auswaschungen aus Mooren und Grundwasserabsenkungen würden die Gewässer so stark belastet, dass manche Fischarten dort nicht mehr überleben könnten. Solle der Lebensraum in den Edewechter Gewässern erhalten bleiben, müssten auch solche Probleme grundsätzlich angegangen werden, zumal auch Aue und Vehne dioxinbelastet seien. Es könne nicht sein, dass durch den Einbau von Lüftern durch die Fischereivereine und Einsätze der Feuerwehr Jahr für Jahr das Überleben der Gewässerfauna gesichert werden müsse.

 

Letztlich wird Antrag ohne Beschluss