Gremium: Kinder-, Jugend- und Sozialausschuss

 

 


Frau Wandzik von der Firma GEWOS stellt das Wohnraumversorgungskonzept des Landkreises Ammerland vor. Die Darstellung konzentriert sich auf die wesentlichen Erkenntnisse, wobei die Daten für Edewecht sich auf die gesamte Gemeinde Edewecht beziehen. Edewecht wird als Ganzes betrachtet; im Demografiegutachten, was die Firma GEWOS für die Gemeinde Edewecht erstellt hat, wurden einzelne Ortsteile differenziert betrachtet. Im Folgenden werden die wesentlichen Aspekte die Edewecht betreffen kurz zusammengefasst. Die Präsentation des Vortrages von Frau Wandzik ist dem Protokoll beigefügt (Anlage 1 zu diesem Protokoll).

 

Pendlerverflechtungen

Ein wichtiger Indikator für die Wohnungsmarktentwicklung sind die Pendlerverflechtungen am Wohnort Edewecht. Die Auspendlerquote von Beschäftigten am Wohnort Edewecht betrug im Jahre 2017 73 %, wobei 49 % davon in die Stadt Oldenburg pendeln. Die Verflechtung in die Stadt Oldenburg ist gerade in den Randgebieten zur Stadt ein wichtiger Aspekt für die Wohnungsmarktentwicklung in der Gemeinde Edewecht. Alle Gemeinden des Ammerlandes außer der Stadt Westerstede haben relativ intensive Pendlerverkehre.

Die Anzahl der Beschäftigten am Arbeitsort Edewecht (2010 – 2017) lag bei 16 %.

 

Bevölkerungsentwicklung

Gemessen am Hauptwohnsitz hatte die Bevölkerungsentwicklung in Edewecht von 2011 bis 2017 eine positive Entwicklung von etwa 6 %, so wie auch der Landkreis Ammerland selbst. Damit hat der Landkreis Ammerland keine schwächere Entwicklung wie die Stadt Oldenburg mit 5,9 %.

Frau Wandzik erläutert, dass die Bevölkerungsentwicklung aus den Salden der Geburten und Sterbefälle und den Wanderungssalden der Einwohner nach Ziel bzw. Herkunft ermittelt werde. Der negative Saldo bei den 18 bis unter 25 Jährigen sei in der Regel auf die Berufseinsteiger zurückzuführen, die vielfach direkt nach Oldenburg oder in andere Regionen wegen einer Ausbildung bzw. eines Studiums ziehen. Ansonsten profitiere Edewecht nach wie vor durch den Zuzug von Familien.

 

Wohnungsbestand

Die Gemeinde Edewecht hat im Durchschnitt (2008 bis 2017) 111 Fertigstellungen im Wohnungsbau pro Jahr. Der Anstieg lag dabei im Vergleich zum Bestand 2011 bei 10 %. Frau Wandzik weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es derzeit nicht mehr um die Nachfrage nach großen Wohneinheiten gehe.

Weiter stellt Frau Wandzik die Angebotsmieten und -kaufpreise im Landkreis Ammerland in 2017 vor. Sie weist darauf hin, dass diese aus ImmobilienScout24 stammenden Werte etwas höher seien, als teilweise tatsächlich vor Ort erzielte. Die durchschnittliche Angebotsmiete für Edewecht betrug in 2017 6,30 €/m²; hier ist ein Anstieg um 9 % von 2014 zu 2017 erkennbar.

Der durchschnittliche Angebotspreis 2017 für Einfamilienhäuser lag bei 228.000,00 € (ein Anstieg von 26 % von 2014 bis 2017).

Die Bilanzierung von Nachfrage und Angebot zeigt auf, dass die Herausforderungen im preisgünstigen Segment liegen, nämlich kleine, bezahlbare, zentral gelegene Mietwohnungen für Starter- und Seniorenhaushalte sowie Alleinerziehende zu schaffen. Es sind deutlich zu wenige Wohnungen für 1- und 2-Personen-HH vorhanden, wobei es ein überdurchschnittliches Angebot von Wohnungen für 4-Personen-HH in Edewecht gibt. Der Wohnungsmarkt ist insgesamt geprägt durch Ein- und Zweifamilienhäuser.

 

Wohnungsmarktprognose

Laut der Wohnungsmarktprognose steigt die wohnungsmarktrelevante Bevölkerung bis 2035 um ca. 7 % (zum Vergleich im Landkreis Ammerland um 4,5 %), wobei es deutliche altersstrukturelle Verschiebungen geben wird. Zu sehen ist diese Entwicklung der Bevölkerungsstruktur ebenfalls bei der Entwicklung der Haushaltszahlen, welche in Edewecht um 9 % bis 2035 ansteigen wird. Nach der Wohnungsmarktbilanz bis 2035 besteht in Edewecht ein Neubaubedarf an 1.290 Wohneinheiten.

Prognostiziert werden für die Gemeinde Edewecht im Zeitraum 2017 - 2035 72 Fertigstellungen pro Jahr; im Zeitraum 2008 - 2017 wurden 111 Fertigstellungen realisiert.

 

Abschließend gibt Frau Wandzik eine Gesamtbetrachtung für die Gemeinde Edewecht und formuliert Handlungsempfehlungen zum Wohnungsneubau, zur Bestandsentwicklung, zu preisgünstigem Wohnraum und zur Wohnungsmarktsteuerung. Inhaltlich wird dazu auf die dem Protokoll beigefügte Präsentation (Seite 21) verwiesen.

 

RF Taeger bedankt sich ganz herzlich bei Frau Wandzik für den Vortrag und insbesondere für die vielen Handlungsempfehlungen, die die Firma GEWOS der Gemeinde damit aufgezeigt hat. Die SPD-Fraktion hatte vor knapp zwei Jahren beim Landkreis Ammerland die Aufstellung eines Wohnraumversorgungskonzeptes beantragt, um eine koordinierte, gemeinsame Strategie in der Siedlungs- und Wohnungsbauentwicklung im gesamten Landkreis zu ermöglichen. Frau Taeger begrüßt es außerordentlich, dass die Gemeinde Edewecht die Präsentation des Konzeptes in einer gemeinsamen Sitzung des Bauausschusses und des Kinder-, Jugend- und Sozialausschusses vorgenommen hat, denn das Konzept bildet die Grundlage für Entscheidungen in beiden Fachausschüssen. Weiterhin können auf der Grundlage dieses Konzeptes nunmehr Förderanträge beim Land Niedersachsen gestellt werden, um den sozialen Wohnungsbau zu stärken. Daraus könnte das eine oder andere Bauvorhaben für Investoren durchaus aus wirtschaftlicher Sicht sinnvoll werden so RF Taeger weiter. Die SPD-Fraktion plädiere nunmehr dafür, an die Arbeit zu gehen und etwas aus dem Konzept zu machen.

RF Taeger regt an, dass die Daten des Konzeptes auf das Jahr 2018 bezogen aufgearbeitet werden sollten. Dazu sollte zunächst ermittelt werden, was an zusätzlichem Wohnraum seit 2017 dazu gekommen ist.

 

RH Brunßen führt aus, dass bereits über einen Zeitraum von mehreren Jahren über das Bauen von kleineren Wohnungen in der Gemeinde Edewecht geredet werde. Das Konzept sei das Eine, das Umsetzen des Konzeptes das Andere. RH Brunßen schlägt vor, in einem der nächsten Bauausschüsse und darüber hinaus eventuell in einer Arbeitsgruppe über die Fraktionen hinweg, die bestehenden Bebauungspläne anzuschauen, um konkrete Vorschläge zu erarbeiten, den notwendigen Wohnraum zu schaffen. Er lade alle dazu ein, gemeinsam daran zu arbeiten.

 

RH Eiskamp mahnt, dass es nicht so einfach sei, das Konzept in die Praxis umzusetzen. Darin werde noch sehr viel Arbeit zu investieren sein. Ein Beispiel sei seiner Auffassung nach das Thema, kleine Wohnungen zentral zu schaffen, weil die Menschen nicht mehr so mobil seien. Das beiße sich komplett mit dem, was von der Gemeinde Edewecht derzeit an Stellplätzen gefordert werde. Gerade in zentralen Lagen seien die Grundstückspreise sehr teuer und derzeit müsse sehr viel Grundfläche für die geforderten Stellplätze geopfert werden. Die von der Gemeinde geforderten Stellplatznachweise seien seiner Meinung nach falsch. So werden für 1-Personen-HH 1,5 Stellplätze und für 2-Personen-HH 2 Stellplätze gefordert, dass sei zu pauschal geregelt. BMin Lausch erwidert, dass die Festlegungen der Gemeinde nicht falsch seien, sondern durchaus realitätsnah. Hier müsse differenzierter hingeschaut werden, so würden 2-Personen-HH durchaus in der Regel auch zwei Fahrzeuge besitzen und auch Seniorenwohnungen hätten für Besucher oder ein eigenes Fahrzeug den geforderten Stellplatzbedarf.